Heimatmuseum im Herrenhaus Hausach
Auf Grund der derzeitigen Schließungen aller Museen, bleibt auch das Herrenhaus geschlossen.
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Beschreibung
Weitere Öffnungszeiten nach Vereinbarung, Tel. 07831-6185.
Das Museumsbüro ist jeden Mittwoch von 14 - 17 Uhr besetzt (Arbeitseinsätze).
Der Bau der Schwarzwaldbahn 1866 von Offenburg nach Hausach, dann 1873 bis Villingen und 1886 nach Freudenstadt, prägte die Stadt Hausach. Das städtische Museum im Herrenhaus, ein Barockbau aus dem Jahr 1760, widmet sich dieser Thematik. Aber auch die Bereiche Bergbau, Landwirtschaft, Handwerk und Industrie dokumentieren anschaulich die historische Entwicklung der Kleinstadt im Kinzigtal. Als einzigartige geologische Besonderheit ist der größte bislang im Schwarzwald gefundene 'Turmalin' ausgestellt.
Erbaut wurde es in den Jahren von 1760-1770 für die Besitzer und "Herren" des im Jahr 1740 gegründeten Schmelz- und Hammerwerkes, die zuvor im einstigen Laborantenhaus bei der Eichenapotheke gewohnt hatten. Ignaz Speckle, der letzt Abt von St. Peter, wurde in dem Haus geboren. Das Aufkommen der Erze in den Stollen von Haslach, Hausach, Wolfach, Oberwolfach, Gutach und im hinteren Kinzigtal war eher dürftig, sodass der Betrieb zeitweise kaum Erz hervorbrachte und häufig den Besitzer wechselte.
Das Haus wurde in diesen Zeiten immer als Wohnhaus genutzt. Flurnamen aus der Region wie "Grub", "Schmelze" und "Erzwäsche" erinnern noch heute an den einstigen Abbau der Erze. Die Entwicklung dieses Wirtschaftszweiges geht auch einher mit den Glaubensrichtungen der katholischen und evangelischen Bevölkerung: Erstere waren die Fürstenberger, letztere die Württemberger. Auf der Südseite der Kinzig gab es die evangelische und die katholische Grub. Die Kinzig markiert die Trennlinie zwischen dem nördlichen und dem südlichen Schwarzwald. Auf ihrer Nordseite gab es die katholische Erzwäsche auf dem Hohberg und die evangelische im Gebiet Schmelze in Vorderlehengericht, die das Erz ebenfalls vom Hohberg erhielt. Der Kamm war die Religionsgrenze.
Nach dem zweiten Weltkrieg standen die Räume leer und wurden von wohnungslosen Menschen bezogen. Das Haus zerfiel, und in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde lange ein möglicher Abriss des Anwesens diskutiert. Besonders die Initiative des Historischen Vereins verhinderte diesen. Nach einer umfangreichen Sanierung wurde das Gebäude im Jahr 1990 wieder eröffnet; dies unter aktiver Mithilfe des Historischen Vereins und der Narrenzunft, die in den Kellerräumen beide ihre Keller haben. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss werden heute die Schüler der Kaufmännischen Schulen und dem Wirtschaftsgymnasium unterrichtet. Im Obergeschoss befindet sich das Museum.
Nach dem zweiten Weltkrieg diente das Gebäude den Schülern der Eisenbahnschule als Wohngebäude. Das Herrenhaus ist ein Haus der Geschichte von Hausach und ein Zeugnis der Entwicklung der hiesigen Industrie.
Rundgang durch das Museum
Bergbau
Wenn auch die bedeutendste Grube im Hausacher Bergbaurevier erst 1455 urkundliche Erwähnung findet, so dürfte das Hausacher Silberbergwerk St.Bernhard doch unstreitig eines der ältesten Bergwerke des Kinzigtals gewesen sein. Jedenfalls sollen um 1520 rund 300 Bergleute in diesem Betrieb gearbeitet haben. In zwei Pochwerken wurde das anfallende Erz zerkleinert.
Auch die Burg Husen wurde einst nicht nur zum Schutz der Handelsstraße, sondern auch wegen des blühenden Silberabbaus in den umliegenden Tälern etwa um 1230 errichtet. Wenige Jahre später soll aufgrund der Erzvorkommen die Stadt Hausach gegründet worden sein.
Ebenso geht der Bau des Hammerwerks (1740) als die Wiege der Hausacher Industrie auf den Bergbau zurück.
Die erste Tätigkeit der Bergleute galt dem Silberabbau (Bleiglanz). Dann förderte man hauptsächlich Schwer- und Flussspat sowie Eisenerz. Die stetig zurückgehende Ausbeute, vor allem aber die billigere ausländische Konkurrenz, ließen die Gruben nach und nach „ins Freie fallen!“
In den Fürstenbergischen Besitzungen übte der Fürst von Fürstenberg das oberste Bergrecht aus. Das Verzeichnis des ehemaligen Fürstlich Fürstenbergischen Bergamtes zu Wolfach führt für das Jahr 1849 insgesamt 396 kleinere und größere Gruben auf. Trotz intensiver Waldnutzung und zahlreichen Wegebaumaßnahmen sind von diesen Gruben und Bergbauversuchen heute noch rund 1000 Bergbauspuren wie Pingen, Halden, Stollenmundlöcher und Schächte auffindbar. Rund 30 Bergwerke waren über längere Zeit von bergwirtschaftlicher Bedeutung. Darunter die Gruben „Segen Gottes“ bei Schnellingen, „Bernhard im Hauserbach“, „Erzengel Gabriel“ im Einbachtal und „Clara“ in Oberwolfach.
Über die Anfänge des Bergbaus im Kinzigtal liegen bisher keine eindeutigen Belege vor. Keltischer und römischer Bergbau ist für verschiedene Reviere im Schwarzwald nachgewiesen. Eine Urkunde für Silberbergbau im Kinzigtal stammt vom 14. Juli 1234. In dieser Urkunde verlieh König Heinrich VII dem Grafen Egeno von Freiburg die Bergrechte im Kinzigtal und anderen Schwarzwaldtälern. Eine direkte Erwähnung von Erzbergwerken erfolgt erst in der Zeit 1455 – 1491. Wie in anderen Schwarzwälder Revieren schwankte die Ergiebigkeit der Gruben aufgrund der Unregelmäßigkeit der Erzgänge und damit ihre Bedeutung erheblich.
Zur Intensivierung des Bergbaus kam es auf Veranlassung von Fürst Anton Egon v. Fürstenberg-Heiligenberg, der seit 1697 als Stadthalter Augusts des Starken fungierte und so auch den Sächsischen Bergbau kennengelernt hatte. Er veranlasste die Fürstenberger in Donaueschingen, sächsische Bergbausachverständige mit der Bewertung der Kinzigtäler Gruben und Gänge zu beauftragen. Besonders durch die Erfolge im Revier Wittichen wurde die Suche nach Erzlagerstätten im Kinzigtal angeregt. Im Jahr 1725 standen dann schon 26 Bergwerke bei Wittichen, Schapbach und Haslach im Betrieb. Rund 100 Jahre, also bis 1825/1830, erlebte das Kinzigtal nun zahlreiche, obgleich selten beständige Bergbauaktivitäten.
Das Gebiet des Kinzigtals und seiner Nebentäler weist die größte Zahl bekannter Erz- und Mineralgänge im Schwarzwald auf. Es handelt sich hierbei i.d.R. um Quarzgänge, die abschnittweise silberführende Erze von Blei, Zink, Kupfer und Antimon aufweisen.
Turmalin
Im Museum im Herrenhaus ruhen viele Schätze – darunter auch ein schwarzer Turmalin aus heimatlichen Gefilden. Die Kristallgarbe wurde von Ehrenbürger und Bürgermeister a.D. Manfred Kienzle beim Bau des Sommerbergtunnels 1991 gesichert. Der ehemalige Hausacher Rathauschef ist Hobbymineraloge und hatte seinerzeit die Mineure gleich zu Beginn der Bauarbeiten am Sommerbergtunnel im Juli 1991 gebeten, auf mögliche besondere Funde zu achten. Das war bei den zügigen Arbeiten ein hehrer Wunsch. Denn wäre Kienzle damals nur wenige Minuten später dazugekommen – der prächtige Brocken läge nun eingebettet in einem Damm. Doch das Glück war dem Sammler hold. Die eingewachsenen Turmalinkristalle – die schwarze Varietät wird Schörl genannt – ordnen sich radialstrahlig zu einer „Sonne“ an. Sie sind bis zu 56 cm lang und bis zu 3 cm breit. Die Stufe stammt aus dem westlichen Tunnelbereich, rund 50 Meter vom Mundloch entfernt. Prof. Gregor Markl von der Universität Tübingen spricht von einem seltenen Stück, wahrscheinlich dem größten bisherigen Fund in Europa.
Dorfkirche
Wer nach Hausach kommt, sieht von weitem schon die Burg Husen über der Stadt. Viel älter als die Festung ist die Dorfkirche außerhalb des heutigen Ortskerns. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war das Gotteshaus die Pfarrkirche der Stadt. Die einfache Kirche strahlt eine außergewöhnliche Atmosphäre aus. Bis 1821 war das Gotteshaus Pfarrkirche von vier selbständigen Gemeinden: Fischerbach, Einbach, Sulzbach und Hausach. Seit Ende des 19. Jahrhunderts, mit dem Bau der neuen Stadtkirche, ist sie nur noch Friedhofskirche und Klangraum für Konzerte. Die Hausacher Dorfkirche gehört zu den ältesten Kirchen im Südwesten. Hier stand bereits vor über 900 Jahren eine Kirche. Diese war aus Holz und diente schon vor der eigentlichen Besiedlung der Gegend als Gotteshaus.1139 wurde schließlich die Dorfkirche zum ersten Mal erwähnt. Sie war in erster Linie eine Kirche, die den Bergleuten in der Gegend als Gotteshaus diente.
Das romanische Tympanon, die Schmuckfläche über dem Segenstürlein, ist der älteste noch erhaltene Teil des Gotteshauses. Ein einziger, relativ schmaler Zugang an der Seite und zwei Fensternischen weit oben, fast unter der Decke, lassen vermuten, dass das Gotteshaus zu Beginn auch die Funktion als Wehrkirche hatte. Doch der ursprüngliche Charakter des Gebäudes änderte sich durch verschiedene Umgestaltungen im Laufe der Jahrhunderte. Die größten Umbaumaßnahmen fanden am Anfang des 16. Jahrhunderts statt. Der romanische Chorturm wurde weggerissen und der höhere, himmelwärts strebende Glockenturm, wie er heute noch zu sehen ist, wurde an die Seite gebaut. Der Chorraum wurde ganz nach gotischen Stilvorlagen angelegt: Die dreiteiligen, gotischen Maßwerkfenster und das enge, feingliedrige Netzgewölbe gehören auch heute noch zu den Glanzstücken der Kirche.
Auch Spuren des Barock finden sich im Gotteshaus. Die Seitenaltäre stammen aus dieser Zeit. Der Rosenkranzaltar auf der linken Seite zeigt die Gottesmutter, den Heiligen Dominikus und Katharina von Siena, umrankt von den 15 Rosenkranzgeheimnissen. Im Zentrum des rechten Seitenaltars steht Mutter Anna, die Schutzpatronin der Schwarzwälder Silberbergleute.
Leben und Arbeiten auf dem Land
Wenn die letzten schweren Garben unter dem mächtigen Dach des Schwarzwaldhauses gelagert waren und das Öhmd seinen würzigen Duft durch das spätsommerliche Land sandte, brannte der Kinzigtäler Bauer seine „Rütti“, sein Reutfeld ab. Schon Wochen zuvor begann er damit, den am steilen Hang heranwachsenden „Eichbosch“ abzuschlagen. Die armdicken Eichenstämmchen wurden dann geschält und die getrocknete Rinde wanderte in die Gerbereien.
Man wird nun fragen, warum die Bauern diese Art Brandrodung betrieben? Das jährliche Abbrennen eines Reutfelds war für die Sicherung des täglichen Brotes einer Bauernfamilie letztlich lebensnotwendig. Die engen Täler mit ihren steilen Hängen boten wenig Ackerfeld zum Anbau von Frucht und Kartoffeln. Auch gab es noch keinen Kunstdünger. Der karge Boden erlaubte nur eine magere Ernte. Dagegen ließ der ausgeruhte, durch die Holzasche reichlich gedüngte Rüttiboden, die Ähren kräftig heranreifen. Dazu bekam der Bauer noch einige Klafter gutes Brennholz und obendrein zusätzliches Weidegebiet, denn nach drei oder vier Jahren überließ man das Reutfeld wieder seinem Wildwuchs. Doch nach etwa 15 Jahren wurde es erneut abgebrannt.
Das Rüttibrennen war ein Geschäft, das neben der anderen Arbeit herlief. Setzte das schlechte Wetter der Feldarbeit eine Pause, so vernahm man den Schlag der Äxte. Die stärkeren Bäume wurden zu einer Mauer aufgeschichtet, die gerade den Hang hinunterzog. Die grünen Äste legte man quer. Auf diese Weise entstand ein „Ju“, der durch die Holzmauer vom andern Ju getrennt wurde, um dadurch ein Übergreifen des Feuers beim Abbrennen zu verhindern. Die Sonne ließ dann das Ästefeld dürr werden. Versprach das Wetter für einige Tage gut zu bleiben, so lud der Bauer die „Rüttibrenner“ ein, die er meistens in der Nachbarschaft oder in seiner Verwandtschaft aussuchte. An einem sonnigen heißen Tag sah man dann die Rüttibrenner, wie sie den Berg hochstapften. Jeder der sieben oder acht Männer schleppte auf seiner Achsel eine lange, schwere Holzstange, an deren dickem Ende ein Eisenhaken befestigt war. Jeder der Männer hakte seine Stange in das dürre Geäst ein, das er entzündete. Langsam wurde nun mit den langen Stangen der Feuerwall den Hang hinab gezogen. Nach einer Weile stieg die Schar wieder bergauf. Erneut nagte sich die alles verzehrende Glut den Hang hinunter. Unablässig strich der Qualm den Berghang hinauf und verlor sich in den Wäldern. Nach und nach wurde ein Ju nach dem anderen ein Raub der Flammen.
In früheren Zeiten prägten meist Armut und Hunger den täglichen Speisezettel des einfachen Volkes. Mit Übergewicht hatte man selten zu kämpfen. Fleisch? Es kam nur selten auf den Tisch, zählte über Monate zur Mangelware. Erst zur Kirchweih wurde wieder einmal die Metzgerei aufgesucht und der „Kilwibrote“ (Kirchweihbraten) eingekauft. Wenig später ging es den Schweinen an den Kragen. Ein „Schlachtfest“ wurde gefeiert – der Schlachttag war ein Festtag. Von nun an hatte man wieder für längere Zeit Fleisch. Was brachte die Köchin sonst auf den Tisch? Im Herbst wurde nicht nur dafür gesorgt, dass die Kartoffeln in den Keller kamen, sondern auch die „Ständle“ mit Sauerkraut, sauren Rüben und sauren Bohnen gefüllt. Konnte man dann noch etwas Speck, Geräuchertes oder Eingesalzenes dazu in den Topf legen, glaubte man sich schon im Schlaraffenland. Der Schinken blieb besonderen Festlichkeiten vorbehalten. Im Frühjahr gab es dann schon das erste „Bändelikrut“, ein Kehlkraut, das auch als „Zwelfapostelkrut“ aufgetragen wurde, weil der Güte nach zwölf Apostel schon an einer Portion genug gegessen hätten. Milch, Mehl, Fett und Eier bildeten bei den Selbstversorgern die Grundlage zu vielen alten Gerichten. Heiße Milch und eingebrocktes Brot ergaben schon die einfache Milchsuppe, deren Verfeinerung dann als die „wißi Supp“ auf den Tisch kam. Noch heute gibt es die „ibrännti“ (eingebrannte) oder „schwarze Supp“ mit gebräuntem Mehl oder ähnlich mit Gries als „ibrännti Grießsupp“. Neben der bekannten „Ärdepfelsupp“ (Kartoffelsuppe) soll nicht die „Riebelesupp“ vergessen werden. Nicht selten wurden zur Suppe einfach geschwellte Kartoffeln oder in besserer Qualität als „Brägele“ (Bratkartoffeln) gereicht. Kartoffeln in Verbindung mit Milch, Sauermilch (gstockti Milch) oder „Bibiliskäs“ (ähnlich wie Quark) ließen den Hunger einigermaßen bezwingen.
Mehlspeisen füllten meist den Küchenzettel. Der „Dummis“ ist heute noch bekannt, berichtete doch schon Hansjakob vom „Dummisessen“ des armen, hungrigen Schneiders auf dem Hermeshof. Im heißen Fett gebacken, stellten die „Holderkiechli (Holunderküchle) – im Frühjahr mit den Holunderblüten und im Herbst mit den schwarzglänzenden Beeren hergestellt – schon etwas besonderes dar, denen allerdings die „Striebli“ nicht nachhinken wollten. Ebenfalls dem heißen Fett entschlüpften die „Kilwikiechli“ (Kirchweihküchle) als eine Markenzeichen des Kirchweihfestes, die allerdings auch an Fasnacht (Schmutziger Donnerstag) oder am Funkensonntag verschiedentlich auftauchten. Die Teigreste beim Brotbacken wurden zum „Flammenkuchen“ mit verschiedenen Auflagen wie Speck, Rahm, Zwiebeln veredelt als Hochgenuss gepriesen. Von denselben Zutaten stammten auch die „Datschkuchen“, deren Teig noch mit rohgeriebenen Kartoffeln und Apfelschnitzen vermischt werden. Dieses Gebäck wird heute noch als eine besondere Spezialität bei der Hausacher Fasnacht verteilt.
Die Einbacher Tracht
Neben vielen Besonderheiten darf das Kinzigtal für sich in Anspruch nehmen, noch einer der trachtenfreudigsten Landstriche in Deutschland, wenn nicht gar in Europa zu sein. Dazu kommt, dass wohl selten, wie hier, auf engem Raum eine solche Vielfalt an einzelnen Trachten zu finden ist. An das Reich der Henkelhaube, im Harmersbachtal, schließt sich das viele Ortschaften umfassende Land der Goldhaube an, die mit einigen Verschiedenheiten nicht nur in Mühlenbach getragen wird. Dann stechen die Gemeinden mit dem rot-leuchtenden Bollenhut hervor, während im Wolftal und oberen Kinzigtal die „Fürstenberger“ (oder Schapbacher) Tracht vorherrscht. Im bunten Reigen der Kinzigtäler Trachten darf dann auch nicht die Lehengerichter Tracht fehlen.
Wer jedoch die Trachten unserer Heimat genau kennt, und selbst kleine Änderungen berücksichtigt, wird noch hervorheben müssen, dass in der Einheit trotzdem die Vielfalt vorherrscht, d.h. jedes Tal, jede Gemeinde, hat letztlich ihre eigene Tracht. So ragt in ihrer Eigenheit, in ihrer Einmaligkeit, zwischen der Mühlenbacher – und Fürstenberger Tracht das Einbacher Heimatkleid hervor, wenn es auch viele Gemeinsamkeiten mit den Trachten der Nachbartäler aufweist.
Während die Männertrachten in Einbach – die Seitentäler rechts und links der Kinzig rings um Hausach – nur noch selten zu sehen sind, werden die Trachten der Bäuerinnen besonders an Fest- und Feiertagen häufig getragen. Doch dabei muss auf eine interessante Tatsache hingewiesen werden, die vielleicht darin begründet liegt, dass Einbach nie eine eigene Pfarrkirche besaß, sondern zum städtischen Kirchspiel Hausach gehört: Einbacherinnen, die in andere Trachtengemeinden heirateten, nehmen das dortige bäuerliche Ehrenkleid an, während einheiratende Frauen ihre Tracht mit ins Tal brachten und ihr auch treu blieben. So kann man also in Einbach eine ganze Anzahl verschiedener Trachten bewundern.
Widmen wir uns zunächst der Festtagstracht der Einbacherinnen unsere Aufmerksamkeit. Auf den Unterrock mit seiner farbigen „Brust“ wird der schwarze Oberrock – ebenfalls mit einer (samtenen) „Brust“ angelegt. In früheren Zeiten reichten die Röcke bis zum Knöchel, sodass die Einfassung am unteren Teil des Unterrocks als „Beselitze“ – sie wirbelte den Staub auf – bezeichnet wurde. Auf die beiden Röcke wird nun der schwarze „Schoben“ angelegt, ein Kleidungsstück, das Hüften und Arme umschließt. Der eigentliche Halsausschnitt wird mit dem sog. Kunstvollen „Krägele“ mit den „Krälleli“ (ganz kleine Glasperlen) bedeckt. Das „Krägle“ selbst wurde in mühevoller, künstlerischer Auszieharbeit von der Bäuerin selbst hergestellt. Auf das Krägle selbst wird als eine Art Halskette aus kleinen Granatsteinen das „Halsnister“ mit einem goldenen kleinen Kreuz getragen. Es gab auch Zeiten, da wurde das „Halsnister“ durch das „Knipferle“ ersetzt. Als äußerst belebendes Element schließt sich über die Schultern das helle, seidene, blumenbestickte, mit Fransen umgrenzte Halstuch an, unter dem versteckt noch ein kleines „weißes Halstüchle mit einer Spitz“ zu finden ist. Um die Hüften ist eine dunkle, an den unteren Rändern mit blumigem Rankenwert verzierte Seidenschürze geschlungen.
Als krönender Abschluss ziert die einzigartige „Einbacher Kappe“, als Wesensmerkmal der Einbacher Frauentracht, mit dem prächtigen Kappenboden und dem die Stirne deckenden hauchdünnen Spitzenschleier das Haupt.
Heute trägt man zur Tracht auch modische Seidenstrümpfe. Früher dagegen gehörten zur Festtagstracht weiße Wollstrümpfe mit dem „Zwickel“. An Werktagen schauten die in der Färberei Hansjakob in Haslach gefärbten blauen Wollstrümpfe unter dem Rock hervor. Bei Ganztrauer werden das helle Halstuch und die Strümpfe durch schwarze Farben ersetzt, ebenso zeigt dann eine schwarze, schmucklose Kappe den Trauerfall an. Violette oder dunkelrote Halstücher weisen auf Halbtrauer hin.
Neben dieser Festtagstracht gibt es noch eine für den Werktag oder für gewöhnliche Sonntage. Diese zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass über die Röcke nur ein blauer, oder geblumter, bei Trauer schwarzer, „Peter“ getragen wird, dessen Halspartie ein seidenes „Schäle“ oder ein „Knipferle“ auflockert. Noch erinnert man sich gut daran, dass einmal ein Pfarrer die Bäuerinnen mahnte und bat, ja nicht im sonntäglichen Hochamt mit dem „Bettkittel“, dem Peter, zu erscheinen. Zur Frauentracht gehört auch eine besondere Haartracht, bei der ein schwarzes Samtband den kreisförmig gewundenen, aufgesteckten Zopf umschließt. Schulmädchen wurden früher mit einem blauen Rock, einem roten Peter mit Schälchen bekleidet.
Die Mädchen und unverheirateten Frauen schmücken sich an besonderen Festtagen mit dem „Schäppel“ (vom französischen Wort chapeau – Hut), wenn sie zu den „Schäppelmädchen“ (Geheimnismädchen), zu den „G’heimnussen“ gehörten. Sonst gehen sie barhäuptig, da sie ja noch nicht „unter der Haube“ sind, keine Haube, bzw. Kappe tragen dürfen wie die verheirateten Frauen. Erstmals tragen die Mädchen den „Schäppel“ – auch den Mühenbacher Perlenkranz (Rollenkranz) bis zur Schulentlassung – am weißen Sonntag, letztmals am Hochzeitstag als Zeichen der Jungfräulichkeit.
Etwas verhaltener, aber nicht weniger hoheitsvoll, ist die Einbacher Männertracht. Ursprünglich hatten die „Mannsbilder“ eine schwarze „Ladenhose“ an. Das aus handgewobener Leine angefertigte weiße Hemd weißt in der Halspartie eine ornamentale Verzierung aus. Die sog. „Brust“ wurde einmal von der Braut als Hochzeitsgabe für ihren Mann angefertigt. Dafür kaufte ihr der Bräutigam das schöne Halstuch, mit dem sie sich erstmals am Hochzeitstag schmückte. Die „Brust“ entsteht dadurch, dass durch das Herausziehen der Fäden aus dem Leinentuch mit den Fingern, kunstvolle Muster entstehen. Etwa sechs oder acht dieser „ushzogene Hämder“ wurden in der Brautzeit geschneidert. „Pressierte“ es mit der Hochzeit, so musste zu dieser mühevollen Geduldsarbeit noch fremde Hilfe beansprucht werden.
Unter oder über dem Hemdkragen schaut das farbige (bei Trauer schwarze) „Knipferle“ – ähnlich wie bei den Frauen hervor. Über der dunkelgeblumten Samtweste wird der rotausgeschlagene, schwarze, knielange Rock von den verheirateten Männern getragen.
Die Burschen dagegen fallen durch einen dunkelblauen „Kittel“ (Jacke) auf. Ein runder, breitkrempiger, nicht zu hoher, schwarzer Hut beschließt die Einbacher Männertracht, die erstmals am Weißen Sonntag in Erscheinung trat, und von der der Kinzigtäler Heimatdichter Eugen Falk-Breitenbach singt: „Wo’s Mannsvolk trät ä runde Huet, ä Bruschttuech hät, wo schtoht im guet………….“
Hochzeitsbräuche
Besonders viele Volksbräuche gibt es rund um die Hochzeit. Viele der Hochzeitsbräuche sind zumindest in einigen Familien noch erhalten. Allerdings kommt heute beim Hochzeit machen Stand, Besitz und Hof erst nach der Liebe. Das Brautpaar lädt persönlich die Verwandten zur Hochzeit ein, die zum „Zech“ kommen, d.h. die nichts für Essen und Trinken bezahlen müssen. Das übrige Tal wurde Anfang des Jahrhunderts vom „Hochziglader“ oder der „Hochzitladerin“ eingeladen. Ist es eine „rechte“ Hochzeit, kann das ganze Tal zur Feier kommen, jeder bezahlt jedoch seine Zeche selbst. Die ledigen Mädchen der Nachbarschaft haben die Aufgabe, das Haus der Braut, des Bräutigams und das Wirtshaus zu „zieren“ mit „Maien“ (Tännchen mit weißen Papierblumen) und Girlanden aus Tannenreis. Die ledigen Burschen der Nachbarschaft helfen heute ebenfalls beim Zieren, sie sind außerdem zuständig für die Böllerschüsse am Hochzeitsmorgen. Ab 6 h durfte früher geschossen werden. Zum „Schäppelhirschen“ (heute Polterabend) sind die Schützen und Ziermädchen eingeladen. Zur „Morgensupp“ kommen neben den Schützen auch die Kinder der Nachbarschaft. Nach der Kirche geht’s zum Wirtshaus, wo bis vor 30 Jahren gleich mit den Ehrentänzen begonnen wurde. Eine spannende Sache ist der Raub des Brautschuhs. Die Schützen, die einen Schuh der Braut ergattern (während der Trauzeuge mit am Tisch sitzt), schmücken diesen und lassen sich ihn vom Trauzeugen teuer zurückkaufen. Verhandlungsbasis sind etwa so viele Liter Wein, wie die Braut an Jahren zählt. Das „Schuehwitrinke“ gibt nach der Hochzeit noch einmal ein zünftiges Fest für die Schützen und Ziermädchen. Bei der Hochzeit wird der Schäppel zum letzten Mal getragen, bevor die Braut „unter die Haube kommt“.
Das Gesicht der Stadt im 19. Jahrhundert
Ein Blick zurück in jene Zeit zeigt ein zwar kleines, aber doch mit allem Notwendigen ausgestattetes Gemeinwesen. Die beiden Tore standen noch mitsamt der Stadtmauer und engten freilich die bauliche Entwicklung der Stadt etwas ein, aber auf Sauberkeit wurde in Hausach doch größten Wert gelegt. Es flossen fünf Rohrbrunnen, aus denen die Bürgerschaft täglich ihr Wasser holen konnte, eine ausgesprochene Wasserleitung, die in die Häuser führte, war natürlich noch nicht vorhanden. Aber, wie nicht anders zu erwarten, vollzog sich an den Brunnen die lebhafteste Stadtpolitik.
Gewaschen und daneben die bewusste weibliche Stadtpolitik gemacht, wurde zu Hausach auch im städtischen Waschhaus auf dem Grün, einer heute als Flussinsel verschwundenen Stelle, die aber noch ihren alten Namen trägt. „Grün“ oder „Grien“ bedeutet ja förmlich eine niedere, langgezogene kiesige Insel im strömenden Wasser, eine Stelle, wo seit ewiger Zeit immer gewaschen wurde, und wo schließlich für die Wäscherinnen auch ein Haus mit allem damaligen Komfort, der zum Waschen tauglich war, erstellt wurde. Auch ein städtisches Backhaus ist aus den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts überliefert, das vor dem oberen Tor stand und lebhaft frequentiert wurde, da man zu jener Zeit von der Möglichkeit, beim Bäcker sein fertiges Brot zu kaufen, nur spärlich Gebrauch machte.
Hausach war zu Beginn des 19. Jahrhunderts hinsichtlich seiner Zünfte autonom, seine Handwerker waren nun nicht mehr, wie es einige Jahrzehnte zuvor als sehr beschwerlich und auch unwürdig empfunden worden war, nach Wolfach einverleibt, sondern hatten ihre Zunftmeister in der eigenen Stadt. Außer einigen Handwerken, wie die Schmiede, die Blechner oder Flaschner, die Schneider, Schreiner und Schlosser, die Metzger, Bäcker und Wagner sowie die Schuhmacher, waren auch eine Reihe heute ausgestorbener Handwerker in Zünften zu Hausach vereinigt wie Tuchmacher und Leineweber, Nagelschmiede, Seiler und Kübler, Hafner und Ziegler. Die Zunft hatte in jener Zeit, die doch ganz schon das Gepräge der Moderne trug, auch immer noch den Charakter eines privilegierten Standes. Noch immer war ein Werkmann, der nicht der Zunft angehörte, nicht berechtigt, ein Handwerk auszuüben, noch immer genossen die Söhne der Meister so manchen Vorzug, und die Zeit hatte noch längst nicht aufgehört, da man es vonseiten der Zunftverwaltungen mit gutem Erfolg versuchte, überhaupt zunftfremde Leute ganz auch von der Aufnahme in die Handwerkervereinigung und damit ganz vom Handwerk auszuschließen. Aber gerade hier setzte die Reform ein: Es ging nicht mehr lange, bis die Zunft überhaupt den Charakter einer Gewerbevereinigung verlor und sogar Leute in sie aufgenommen werden konnten, die nie daran dachten, das einschlägige Handwerk auszuüben, die eben nur Wert darauf legten, die Vorteile des Wohlfahrtsverbandes, den die Zunft ebenfalls noch darstellte, zu genießen. So kam es zuletzt, dass auch Werkleute des Hammerwerks oder ein städtischer Beamter Zunftmitglied wurde und damit die Gewähr hatte, dass nach seinem Tod oder bei drohender Armut, seine Familie nicht am Hungertuch nagen musste.
Die Wiege und das Herzstück der Hausacher Industrie
Über Jahrhunderte hinweg wurde im Kinzigtal nach Bodenschätzen gesucht. Nach Silber und Kobalt wurden vor allem auch Eisenerze gefördert. Dadurch wurden verschiedentlich auch Hüttenwerke, sog. Schmelzen errichtet, um die anfallenden Erze in nicht allzu weiter Entfernung von den Fundstellen, aber doch in der Nähe von verfügbarer Wasserkraft, zu verhütten. Nicht selten entstanden bei diesen Verhüttungsanlage auch Hammerwerke, damit das anfallende Eisen gleich veredelt werden konnte. Es gab sogar über eine längere Zeit hinweg eine strenge Verordnung, nach der der Bedarf an Eisen nur aus den herrschaftlichen Schmieden gedeckt werden durfte. Bereits im Jahr 1656 hatte der Hausacher Hans Glück auf seinem Steinfeld ein Schmelzwerk errichtet. Bei der Wolfacher „Schmelzbrücke“ stand schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Hammerwerk, das von den Herren Josef und Johann Litschgi und Johann Buckeisen unterhalten wurde. Allerdings verpachteten sie die Anlage an den früheren Bergschreiber Joseph Hummel, den Sonnenwirt Johannes Müller und einen Anthoni Seeholzer. Einer Rechnung aus dem Jahr 1740 ist zu entnehmen, dass „sie ihr ganzes Werk sowohl hier (in Wolfach) als zu Hausach treiben vermögen“. Ein ähnliches Schriftstück aus dem folgenden Jahr weist noch einmal auf den Bau einer Hammerschmiede der Herren Gebrüder Litschgi und Buckeisen in Hausach hin. Verschiedene Hinweise bestätigen den Bau der Hammerschmiede mit einem Hochofen. So trat Frau Katharina Glück 1741 ein Grundstück von den Rosenäckern zum Kanalbau ab. Um die gleiche Zeit wanderte der Pfannenschmied Michael Speckle (Vater des 1754 in Hausach geborenen letzten Abtes von St. Peter, Ignaz Speckle) von Wangen im Allgäu und wenig später 1743 Jakob Haselwander – ein Vorfahre des Erfinders des Drehstrommotors – als „Kohlermeister auf dem Bergwerk“ aus Tirol nach Hausach ein. Der Hauptzeuge jener Bauepoche liegt jedoch im Erdgeschoss des Herrenhauses verborgen. Es ist das mit einem prächtigen Tonnengewölbe ausgestattete Fundament des 1741 erbauten Wohn- und Verwaltungsgebäudes der Hammerschmiede.
Als Litschgi 1753 starb, ersucht die Witwe den Fürsten, den Betrieb vorzeitig zurückzunehmen oder dem Salzherren Georg Oschwald und dem Rittmeister Ott von Schaffhausen zu den bisherigen Bedingungen zu überlassen. Diesem Wunsch wurde stattgegeben und die beiden Herren stiegen in das Geschäft ein. Auch unter der neuen Führung durfte das Werk als eigentliche Wiege der Hausacher Industrie eine Blüte erleben und an Umfang zunehmen.
Das bisherige Wohn- und Verwaltungsgebäude von 1741 riss man bis auf die Grundmauern und die Kellergewölbe ab, um darüber das viel größere „Herrenhaus“ zu bauen. Das genaue Datum der Fertigstellung dieses schlossähnlichen barocken Gebäudes ist nicht bekannt. Es datiert um das Jahr 1770.
Über 100 Jahre war dem Hammerwerk ein wechselndes Geschick beschieden. Erst als das Unternehmen 1899 als Walzwerk von den Herren „Wolf Netter und Jacobi“ weitergeführt wurde, setzte eine Blütezeit ein. Die beiden Fabrikanten Wolf Netter und Salomon Jacobi sorgten nicht nur für Arbeit, sondern förderten auch den sozialen Wohnungsbau für ihre Werksangehörigen, indem sie die „Kolonie“ erbauten.
Mit der „Netterstraße“ und der „Jacobistraße“ dankten ihnen die Hausacher.
Unter politischem Druck ging das Werk 1938 in den „Mannesmann-Stahlblechbau“ über, dem vor allem nach dem Krieg ein schwerer Neubeginn beschieden war. 1970 kam es zur Fusion mit dem Thyssen-Konzern, worauf das Hausacher Werk unter der neuen Bezeichnung „Thyssen Industrie Umformtechnik“ weiter bestehen konnte. Heute firmiert das Unternehmen unter der Bezeichnung „UCON“ und stellt Container her.
Strohhutfabrik
In der Gründerzeit ein Jahr nach dem deutschen Einigungskrieg der Jahr 1870/71 entstand in Hausach die Strohhutfabrik der Herren Wolber und Pfaff. Für die Gründer der Fabrik war ganz wesentlich, dass das Tragen von Strohhüten allmählich auch in den Städten in Mode kam. Die Strohhutfabrik, die natürlich aus ganz kleinen Anfängen heraus entstanden war, erweiterte sich unter günstigen wirtschaftlichen Verhältnissen zu einem beachtlichen Betrieb. Ein Großteil der Arbeiten wurde in Heimarbeit gefertigt. Was das Bild der Produktion bestimmte, war die Vielfalt der Erzeugnisse und die fast beispiellose Elastizität, mit welcher in der Strohhutfabrik auf die Erfordernisse der Mode eingegangen wurde. Es wurden lange Zeit Kopfbedeckungen für die Wehrmacht hergestellt, Damen- und Herrenhüte jeder Größe und Gestalt und für jeden Verwendungszweck, Phantasie-Hüte für die Fastnacht sowie Kopfbedeckungen für Sport und Beruf.
Hosenträgerfabrik
1892 hat ein tüchtiger Hausacher Sattler, Johann Schmider, in seinem Handwerksbetrieb mit industrieller Fertigung begonnen. Er stellt als erstes reihenweise Patronentaschen für die Straßburger Garnison her, ging aber dann bald zur Serienherstellung von Hosenträgern über. In dieser Branche leistete der Betrieb hervorragende Arbeit. Als aber Hosenträge zu tragen allmählich aus der Mode kam und so mancher Betrieb der gleichen Branche, ehe er überhaupt noch die gute Konjunktur der Nachkriegszeit ausnutzen konnte, seine Produktion einstellen musste,
da stellte man nach echt Hausacher Art auch hier in der Hosenträgerfabrik rasch und gründlich auf eine neue Produktion um. Es wurden eine kurze Zeit lang Fahrradwimpel geschnitten, dann aber ab den 50er Jahren lief die Fabrikation von Trachtenpuppen an. So ziemlich alle Trachten Deutschlands, allen voran natürlich die Schwarzwälder Tracht, sind hier für die Puppentrachten Pate gestanden.
Ein Erholungsheim für die Eisenbahner
Im Mai des Jahres 1904 konnte man in der Tageszeitung lesen: „Der Verein badischer Eisenbahnbeamter hat nun endlich das lang ersehnte Erholungsheim für seine Mitglieder: Die Großherzogliche Domänendirektion hat dem Verein das Gut Hechtsberg im Kinzigtal gekauft und es ihm gegen mäßigen Mietzins überlassen.“ Der Kaufvertrag für alle Grundstücke und Gebäude mit Zubehör in Höhe von 420.000 Mark wurde zwischen dem „Großherzoglichen Domänenärar“ und dem „Geheimen Kommerzienrat Ferdinand Reiß“ am 08. Mai 1904 in Karlsruhe abgeschlossen. Eigentlich wollte man ein Heim in einem erholsamen Wald den Vorzug geben. Deshalb führt die Suche zunächst ins Markgräflerland, ins Elztal, nach Gengenbach und einige andere Orte, bis man sich für das Hechtsberger Hofgut entschied, das allerdings nicht etwa im Wald, sondern direkt an der Landstraße zwischen Hausach und Haslach liegt. Doch bei der feierlichen Einweihung am 11. Juni 1904 zeigten sich die hohen Festgäste „voll des Lobes über das neue und moderne Heim, das 25 Gästebetten hatte und inmitten eines herrlichen Parkes lag“. Im damaligen Zeitungsartikel war auch zu erfahren, dass zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein Wolfacher ein Gasthaus zum Hecht erbauen ließ, das er um das Jahr 1850 an den Herrn von Dahmen verkaufte. „Dieser richtete einen Herrensitz ein, den er zehn Jahre lang bewohnte. Dann gefiel es dem jetzt in Karlsruhe lebenden Kommerzienrat Ferdinand Reiß, der es durch den Ankauf von Bauernhöfen bedeutend vergrößerte und das Gut zu dem stattlichen Gebäude schuf, wie es sich uns heute darstellt“. Nach einer Mitteilung von Altratsschreiber Wilhelm Kienzle wurde dieses herrschaftliche, schloßähnliche Haus – heute dem Landhaus Hechtsberg – vom Freiherrn Otto von Dahmen 1852 erbaut. Er verkaufte das Anwesen laut Vertrag vom 18. März 1860 zwischen dem „Herrn Bürgermeister Otto Dahmen vom Sulzbach und Herrn Isaak Reiß Banquier in Frankfurt“ an den Vater von Ferdinand Reiß.
Selbst Hansjakob berichtet in seinem Buch „In der Residenz“, wie die Haslacher Buben über „die schönen Pferde staunten, mit denen der neue Gutsbesitzer im Städte ein und aus fuhr“. Reiß hat das Gut stark vergrößert und wurde ein tüchtiger erfahrener Landwirt. Bis zum Jahr 1931 zog es die erholungssuchenden Eisenbahner in den Hechtsberg.
Hausach und die Bahn
Am 01. April 1865 Baubeginn der damals eingleisigen Strecke Offenburg – Hausach.
Bereits am 02. Juli 1866 war es soweit: Der erste Zug von Offenburg kommend, fuhr dampfend und stampfend im Hausacher Bahnhof ein.
Mit der Ankunft der Bahn und dem Straßenausbau begann die wirtschaftliche Entwicklung Hausachs.
Hausach war über einige Jahre Endstation der Bahn, was zum Bau des damaligen Bahnhofshotels und der Bahnwirtschaft, dem Bau des Gasthauses Blume 1870 sowie zu einer starken Zunahme des Fuhrverkehrs führt.
Der Bau der eigentlichen Schwarzwaldbahn Richtung Villingen begann am 22. Juni 1867. Am 10. November 1873 wurde der Betrieb aufgenommen. Bereits ab 1888 war die Bahn zweigleisig befahrbar.
Bereits 1868 liefen erste Gespräche zum Bau der Kinzigtallinie, denn vor allem der Raum um Schiltach und Schramberg, das später durch eine Stichbahn angebunden wurde, legte Wert auf diese Verbindung. 1878 fuhr der erste Zug nach Wolfach. Bis Freudenstadt fertiggestellt war die Strecke jedoch erst 1886 – das Endstück lag ja im schwäbischen „Ausland“.
Die Bahn wurde zum größten Arbeitgeber Hausachs, vor allem durch den Warenumschlag – wurden doch Güterzüge in Hausach zusammengestellt. Für den Schubbetrieb der Güter- wie der Schnell- und der langen Personenzüge den Schwarzwald hinauf waren alle Loks in Hausach stationiert. So wurde ein großes Kohlenlager für den Eigenbedarf eingerichtet, zwei Stellwerke und Wasserhochbehälter für die Dampflocks, damit diese den Höhenunterschied schafften.
Um 1900 lässt die Industrie das Geschäft der Bahn in Hausach florieren. Zu Beginn fahren fünf Personenzüge am Tag. Durch die Ansiedlung von Gewerbebetrieben verbunden mit der endgültigen Einstellung der Flößerei 1894, entwickelte sich die Tätigkeit am Hausacher Bahnhof rasant. Eine große Rolle spielte dabei vor allem das Walzwerk, größter Kunde der Bahn in Hausach. Im Eingang waren es ganze Güterzüge mit Kohle zum Betrieb der Walzenstraßen und mit Platinen, die im Werk zu Blech verarbeitet wurden. Dieses verließ dann den Hausacher Bahnhof zur Versorgung der Kunden im süddeutschen Raum.
Nach dem Krieg waren es wieder das Walzwerk, seit 1938 Mannesmann, das der Bahn Leben einhauchte. In den 60er Jahren gab es sogar eine Eisenbahnerschule in Hausach. Die Zeiten, in denen mal bis zu 200 Personen am Hausacher Bahnhof beschäftigt waren, sind jedoch längst vorbei. Geblieben ist eine moderne Schwarzwaldbahn mit Anschlüssen in die ganze Welt.
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